Die Agrar GmbH Ziegelheim, als Nachfolger hervorgegangen aus den landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften der Pflanzenproduktion “Friedrich Engels“ Ziegelheim und der Tierproduktion “8. März“ Ziegelheim, ist nach Definition des europäischen Verordnungsrechts ein kleines landwirtschaftliches Unternehmen.

Als Kapitalgesellschaft im handelsrechtlichen Sinn werden wir heute getragen von einer Vielzahl an Gesellschafterinnen und Gesellschaftern, die entweder selbst Genossenschaftsmitglieder der vorangegangenen Genossenschaften waren oder deren Erben bzw. Rechtsnachfolger sind. Die Gesellschafter sind zum überwiegenden Teil Familien, die in den umgebenden Orten leben und der Gesellschaft ihre Flächen zur Bewirtschaftung zur Verfügung stellen.

Die regionale Verwurzelung der Eigentümer, die durch den Aufsichtsrat in alle wesentlichen Entwicklungs- und Entscheidungsprozesse eingebunden werden, und deren enge Verbindung mit der Gesellschaft sind Garant und Treiber einer nachhaltigen Unternehmensentwicklung.

Wer Landwirtschaft betreibt, muss in Generationen denken.

Heute ergänzen wir die jahrzehntelange Expertise in Pflanzenproduktion und Tierhaltung mit einer weiteren strategischen Säule, der Produktion von grüner Energie mittels einer Biogasanlage. Damit gelingt es, durch Verlängerung unserer Wertschöpfungskette den betrieblichen Erfolg zu erhöhen und durch eine breitere Produktionsgrundlage das unternehmerische Risiko zu reduzieren. Dabei offen zu sein und zu bleiben für neue Technologien und die Integration des wissenschaftlichen und technischen Fortschritts ist heute Gebot der Stunde und hat für uns höchste Priorität. Dabei die Verbindung von Tradition und Moderne nicht aus den Augen zu verlieren, bodenständig und zugleich zukunftsorientiert zu agieren, um unsere Betriebsgrundlage, das Acker-, Weide- und Grünland sowie die damit einhergehende Tierhaltung, auch noch für kommende Generationen zu erhalten, zu nähren und zu mehren, ist Inbegriff unserer täglichen Arbeit. Wir sind uns dieser großen Verantwortung bewusst und fühlen uns ihr verbunden.

Die Geschichte der genossenschaftlichen Landwirtschaft in Ziegelheim…

Vom Einzelbauern über die LPG zur Agrar GmbH Ziegelheim

 Eine Essenz der Ziegelheimer Chroniken von Michael Etzold, Ziegelheimer Heimatforscher

Blicken wir auf die Anfänge der Landwirtschaft, so geht die Zeitreise sehr, sehr weit zurück. Man geht davon aus, dass sie sich als eine Folge des Beginns der Sesshaftigkeit der Menschen Stück für Stück weit vor dem Beginn der Zeitrechnung entwickelte.

Dort, wo die Umweltbedingungen passten, ließen sich die Menschen nieder und eine erste Kultivierung von Getreide wird für den Zeitraum von 12.000 bis 9.000 v. Chr. vermutet.

Über tausende von Jahren war es die Landwirtschaft des Einzelnen für sich selbst, später bedingten die verschiedenen Gesellschaftsordnungen wie Feudalismus, Sklaverei oder Absolutismus andere Umverteilungsmechanismen.

Doch eine Kollektivierung der Landwirtschaft, das heißt, eine Überführung privater Produktionsmittel in Gemeinwirtschaften, gleich welcher Art, beginnt erst mit dem beginnenden 20. Jahrhundert.

Wir machen einen Sprung. Der II. Weltkrieg ließ im Ergebnis der Verhandlungen der Besatzungsmächte die sowjetische Besatzungszone entstehen, zu deren Gebiet unsere Region, also die Orte Ziegelheim (mit Uhlmannsdorf), Gähsnitz, Niederarnsdorf, Hinteruhlmannsdorf (heute Engertsdorf) und Heiersdorf (in Engertsdorf aufgegangen) gehörten.

1949 wurde die Deutsche Demokratische Republik gegründet, ein sozialistischer Staat, dessen manifestere Grundordnung unter anderem die Verstaatlichung und damit die Überführung des Eigentums an privaten Produktionsmittel in das “Eigentum des Volkes“ zum Ziel hatte. Immobilien- und Grundbesitz war ausdrücklich erwünscht und erlaubt, aber die eigentliche Verfügungsgewalt darüber eher beschränkt. Letztlich um im Bedarfsfalle Versorgungslücken schließen zu können, tolerierte man diese Form des Privateigentums auch weiterhin.

Sicherlich kennen viele der älteren ortsansässigen “Wierataler“ noch den Ausspruch: “Junkerland in Bauernhand“, mit dem auch in unserer Region die sogenannte Bodenreform “eingeläutet“ und in der Folge konsequent durchgeführt wurde. Jeder, der hier auf dem Lande lebte, sollte sein eigenes Land bewirtschaften können und so wurden die Flächen der enteigneten Hofstellen unter den Bewohnern der Dörfer in die sogenannten Neubauernstellen aufgeteilt.

Doch schon bald offenbarte sich, dass gar nicht jeder Einzelne in der Lage war, das ihm anvertraute Land so zu bestellen und so zu ernten, dass Aufwand und Ergebnis in einem wirtschaftlichen Verhältnis zueinanderstanden. Dies war die Geburtsstunde der zunächst freiwilligen Kollektivierung der Landwirtschaft, welche über die Zwangskollektivierung ab 1960 schließlich zur Industrialisierung der Landwirtschaft in den 1970er Jahren führte.

Zur Beschleunigung und als vorgebliches Entgegenkommen wurden drei unterschiedliche Typen von Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften, den LPG`s, durch den Staat angeboten. Im ursprünglichen Typ III wurde Land und Vieh gemeinsam bewirtschaftet, im Typ I blieb die Tierhaltung in eigener Verantwortung, der Typ II spielte praktisch fast keine Rolle.

 

Wir schreiben den 26.02.1953. Dies ist der Gründungstag der LPG “Friedrich Engels“ Engertsdorf-Süd (Heiersdorf) als Typ 1. Bereits am 15.03.1953 wandelt sich die junge LPG in den Typ 3 um.

Ebenfalls am 26.02.1953 gegründet wurde die LPG “Frisch auf“ Engertsdorf Nord als Typ 1. (Quelle: Ziegelheimer Chroniken//Michael Etzold, S. 80)

Nur zwei Jahr später, nämlich am 23.03.1955, wurde in Webers Gasthof in Ziegelheim die LPG “8. März“ Typ 3 gegründet. (Quelle: Ziegelheimer Chroniken//Michael Etzold, S. 84)

So hatten sich die ersten “freiwilligen“ Zusammenschlüsse von Bauern zur gemeinsamen Produktion innerhalb einer Genossenschaft gebildet.

Die wechselvolle Geschichte der Gründungsjahre dieser Produktionsgenossenschaften und deren Entwicklung in den späteren Jahren an dieser Stelle detailliert darzustellen würde einfach zu weit führen. Sie kann jedoch vom aufmerksamen und interessierten Leser nachvollzogen werden.

Im Buch des Heimatforschers Michael Etzold “Die Geschichte der genossenschaftlichen Landwirtschaft in Ziegelheim“ oder “Vom Einzelbauer zur LPG“ hat er liebevoll, ungeheuer aufwendig und sehr ausführlich die Geschichte der landwirtschaftlichen Betriebe in und um Ziegelheim dargestellt. Ein Blick in dieses einzigartige Werk lohnt sich und vielleicht entdeckt der aufmerksame Leser auf den zahlreichen Fotodokumenten diesen oder jenen Vorfahren aus längst vergangenen Zeiten… (Gern kann sich der interessierte Leser dieser Zeilen an den Autor wenden: webmaster@ziegelheim.de oder an Agrar GmbH Ziegelheim.)

Immer lauter wurde in der Folgezeit der Ruf der Politik nach dem sogenannten “vollgenossenschaftlichen Dorf“. Zahlreiche Dokumente, Presseveröffentlichungen und Publikationen der lokalen Presse aber auch örtlicher Organisationen und bereits bestehender Produktionsgenossenschaften belegen dies in den “Ziegelheimer Chroniken“ eindrucksvoll.

Und so war es schließlich nur eine Frage der Zeit, dass zu den bereits gegründeten Genossenschaften weitere hinzukamen.

Weiter dreht sich das Rad der Geschichte und gerade in den 60er Jahren sehr ereignisreich. Vielleicht kann sich ja der eine oder andere noch daran erinnern, dass es gerade zum Beginn dieses Jahrzehnts im ganzen Land immer wieder zu mysteriösen, eventuell politisch motivierten Hofbränden kam, die nie vollständig aufgeklärt werden konnten.

Ob es letztlich die recht unterschiedlich erwirtschafteten realen Werte je Einheit waren, die beispielsweise im Jahr 1961 bei der LPG “8. März“ 6,57 DM betrugen, ist nicht bekannt. Im Vergleich dazu kam die LPG “Wieratal“ Typ 1 auf 10,80 DM pro Arbeitseinheit, die LPG “Berg und Tal“ Typ 1 gar auf 12,40 DM.

Jedoch schließen sich am 07.02.1961 die LPG “Frohe Zukunft“ Engertsdorf-Nord Typ 1 und die LPG “Wieratal“ Engertsdorf-Süd Typ 1 unter dem Namen LPG “Frohe Zukunft“ zusammen. (Quelle: Ziegelheimer Chroniken/Michael Etzold, S. 152)

Im Laufe der Jahre werden in den Ziegelheimer Chroniken von Michael Etzold noch zahlreiche weitere Zusammenschlüsse von LPG´n belegt. Letztlich die LPG (T) “8. März“ und die LPG (P) “Friedrich Engels“ sind es, die bis zur historischen und politischen “Wende“ Bestand hatten.

Am 14.02.1991 erfolgte gemäß Beschluss der Jahreshauptversammlung der LPG Pflanzenproduktion “Friedrich Engels“ Wieratal die Teilung sowie der teilweise Zusammenschluss mit den LPG`n Tierproduktion Jückelberg, Tierproduktion Langenleuba-Niederhain und Tierproduktion Ziegelheim. Infolgedessen wurde die LPG Pflanzenproduktion “Friedrich Engels“ Wieratal mit Wirkung vom 28.02.1991 im Genossenschaftsregister für LPG gelöscht.

Am 28.02.1991 wird die LPG Tierproduktion “8. März“ Ziegelheim, gemäß Mitgliederversammlung vom selbigen Tage, im Genossenschaftsregister beim Landratsamt Altenburg gelöscht.

Durch teilweisen Zusammenschluss mit der LPG Pflanzenproduktion “Friedrich Engels“ Wieratal wurde als Rechtsnachfolger die LPG Agrargenossenschaft Ziegelheim im Genossenschaftsregister beim Landratsamt Altenburg eingetragen.

Am 19.11.1991 dann wurde, gemäß Beschluss der Vollversammlung der LPG Agrargenossenschaft Ziegelheim, der Antrag auf Formwechsel zur Agrar GmbH Ziegelheim beim Kreisgericht Gera gestellt und im Genossenschaftsregister für LPG eingetragen. Bis zur Eintragung in das Handelsregister beim Kreisgericht Gera wird die Agrar GmbH Ziegelheim in Gründung weiterhin im Genossenschaftsregister für LPG als “LPG in Umwandlung“ geführt.

Am 24.11.1992 gilt der Gesellschaftsvertrag als abgeschlossen. Am 17. Dezember 1992 erfolgt die Eintragung der Agrar GmbH Ziegelheim im Handelsregister beim Kreisgericht Gera. Im Gegenzug erfolgt die Löschung aus dem Genossenschaftsregister für LPG beim Landratsamt Altenburg.

… fast drei Jahrzehnte sind seit diesem Abschluss des Gesellschaftervertrages und damit den Anfängen der Agrar GmbH Ziegelheim vergangen. Viel hat sich entwickelt und verändert in unserem Betrieb, bislang immer im Sinne eines erfolgreichen und auf Wachstum orientierten Fortbestehens. Dabei Rückschläge, Stagnation und Fehlentscheidungen immer wieder zu kompensieren und zu korrigieren ist notwendig und wichtig. Die Erfahrungen daraus erweitern den Horizont und schaffen positives Potential für künftige Entscheidungen.

Unsere Unternehmensphilosophie, mehrere “Standbeine“ am Laufen zu halten, hat sich bis zur Gegenwart in unserem Unternehmen bewährt.

Inzwischen sind es nicht nur der Pflanzenbau und die Milcherzeugung, sondern auch die Herstellung erneuerbarer Energien mit der 2012 in Betrieb gegangenen und 2014 nochmals erweiterten Biogasanlage, die zur Produktpalette des Unternehmens zählen.

Es bleibt spannend. Augen und Ohren offen zu halten, bereit zu sein, sich jederzeit neuen Herausforderungen zu stellen, neue Märkte zu erschließen und in das eigene Portfolio zu übernehmen, wird maßgebliche Strategie sein, Unternehmen wie das unsere in die Zukunft zu führen.

Die Umsetzung von Nachhaltigkeit und die umweltschonende Nutzung vorhandener Ressourcen sind dabei tragende Säulen im Denken und Handeln für den Fortbestand des Unternehmens.

Letztlich eine Kombination aus Innovation, Kreativität, Sensibilität, aber auch Mut und die vernünftige Kalkulation tragbaren Risikos werden der Meilenstein sein, an dem uns kommende Generationen messen werden.

Dass es trotz aller Hürden und Stolpersteine gelingt, auch in die Zukunft hinein fester Bestandteil der produzierenden (Land-)Wirtschaft in der Region und darüber hinaus zu bleiben, ist unser Wunsch und Anspruch zugleich.

Hier investieren Europa, die Bundesrepublik Deutschland und der Freistaat Thüringen in die ländlichen Gebiete Förderprojekte