Mega-Erträge bzw. Pachteinnahmen durch Flächen- oder Agriphotovoltaikanlagen auf fruchtbarsten Ackerböden des Altenburger Landes?   …was geht da vor?

Wir haben Post erhalten…von einem Solaranlagenbetreiber…

Für uns kaum zu glauben, dass auch wir neben vielen anderen Landeigentümern hier im Wieratal, die wir seit Jahrzehnten am Standort in Ziegelheim umliegende eigene und die Flächen unserer Landverpächter in landwirtschaftlicher Urproduktion bewirtschaften, davon leben und unseren Betrieb nachhaltig konventionell, der ländlichen Struktur des Altenburger Landes verpflichtet auch mehr oder weniger traditionell betreiben, Gewinne erzielen und insofern erfolgreich sind, dazu aufgefordert werden, eben diese zu (scheinbar) fast unglaublichen Konditionen für die Errichtung riesiger Solarparks zu verpachten.

Während überall im Land unzählige Brach-, Unland-, sonstig versiegelte und Dachflächen sprichwörtlich darauf warten, im Sinne der politisch propagierten Energiewende erschlossen zu werden, sollen hier bei uns fruchtbarste Ackerflächen für die Errichtung von Flächen- und Agriphotovoltaikanlagen in ungeahnten Dimensionen herhalten.

Kilometerlange Hanglagen entlang von Autobahnen, bislang nicht überdachte riesige Parkflächen, versiegelte Gewerbeflächen, die mitunter vollkommen ungenutzt vor sich hindümpeln und gleichwohl vollkommen ressourcenneutral und im Sinne eines echt nachhaltigen Energiewandels für die Errichtung solcher Solarparks verwendet werden könnten, schlafen hingegen weiter den “Dornröschenschlaf“…

Das Geld, die vermeintlich hohen, fast schon utopischen Pachten/Erträge lassen da wohl so manchen Landeigentümer recht schnell schwach werden.

Aber wir, die wir seit vielen Jahrzehnten die gepachteten Flächen unserer Gesellschafter und Landverpächter konventionell-nachhaltig, eben zur gleichwertigen Weitergabe an kommende Generationen, bewirtschaften und darüber hinaus selbst Eigentümer eines nicht unerheblichen Flächenpotentials sind, haben uns zum Thema unsere eigenen Gedanken gemacht, die wir unserer Leserschaft nicht vorenthalten wollen:

  • Mal ganz grundsätzlich: Habt ihr euch schon einmal die Frage gestellt, wo in Zukunft unsere Grundnahrungsmittel herkommen sollen? Klimawandel (Dürren, Wasserknappheit) weltweit, weiter wachsende Weltbevölkerung, die damit zwangsläufig verbundene immer weiter fortschreitende Versiegelung von Flächen bewirkt bereits ohne Berücksichtigung der Solarpläne unserer Regierung Flächenverlust und Ertragsminderung. Schon gegenwärtig ist es viel zu wenig Ackerland, welches zur Produktion von Grundnahrungsmitteln zur Verfügung steht. In diesem Kontext überhaupt daran zu denken, vorrangig landwirtschaftlich-hochwertigste Ackerflächen mit Solarfeldern zuzupacken, ist aus unserer Sicht Raubbau an eben diesen Flächen und wider der sinnvollen Nutzung vorhandenen Potentials.

Ein Beispiel: Die Dächer unseres Betriebsstandortes würden wir gern komplett zur Errichtung einer Photovoltaikanlage verwenden. Leider reicht die vorhandene Einspeisekapazität unseres Netzbetreibers hier am Ort lediglich für ein einziges Dach.

Infrastrukturen, produzierten Strom abzutransportieren, zu speichern oder bedarfsgerecht zu verteilen, fehlen, sodass jetzt schon im Zuge vom sog. “Redispatch“ so manche Solar- aber auch Windkraftanlage zeitweise, auch bei besten meteorologischen Rahmenbedingungen, durch den Netzbetreiber vom Netz genommen werden muss.

  • Neue PV-Flächenanlagen müssen mit der notwendigen Infrastruktur erschlossen werden. Benachbarte Flächen, deren Eigentümer von der neuen PV-Anlage nicht profitieren werden, müssen jedoch die Betreiber der Anlage gewähren lassen, wenn es darum geht, diese notwendige Infrastruktur (Leitungsnetz) hin zum Einspeisestandort zu verlegen. Des einen Freud, des anderen Leid! …sollte man meinen. Aus unserer Sicht: Streitpotential, welche dem regionalen demografischen Gefüge keinesfalls dienlich sein wird.

Der Zugriff fremder, nicht einheimischer Errichterfirmen nimmt Identität und damit auch das “heimatliche“  Verantwortungsbewusstsein…

Die vermeintlich hohen Pachten von bis zu 3.500 € pro Hektar und Jahr und mehr schmelzen bei näherer Betrachtung vertraglich vorgegebener Konditionen zusammen, gleichwohl der eigentumsrechtliche Eingriff wiegt schwer, auch wenn es sich „nur“ um einen Pachtvertrag handelt.

  • Habt ihr euch auch mal Gedanken gemacht, was euch eigentlich die immensen Pachteinnahmen bringen? Sie zählen als Einkommen im Sinne des Einkommenssteuergesetzes. Es ist dann, bei durchschnittlichen Einkommensverhältnissen lediglich ein Bruchteil des Pachtbetrages, der am Ende beim Verpächter hängen bleiben wird.
  • Doch nicht nur die Einkommenssteuer schlägt zu, nein: Im Sinne des Bewertungsrechtes erfolgt nach Fertigstellung und Inbetriebnahme der PV-Flächenanlage eine Bewertung der für die Gewinnung von Solarenergie zur Verfügung gestellten Ackerfläche als Grundvermögen. Besagte Fläche wird dann vom Finanzamt bewertet wie ein bebautes Grundstück in der Region. Auch diesbezüglich wird es zu einer Vervielfachung bislang fälliger Grundsteuerbeträge kommen.
  • Und das ist immer noch nicht alles: Mit der Bewertung als Grundvermögen steigt der Wert des Grundstückes im Sinne des Erbrechts ebenfalls um ein Vielfaches. Auch wenn die Freibeträge derzeit hoch erscheinen, Landverpächter mit mehreren Hektar Fläche in ihrem Eigentum kommen dann recht schnell an ihre Grenzen und müssen bereits unter den gegenwärtigen gesetzlichen Rahmenbedingungen (also bei Bewertung als land- und forstwirtschaftliche Fläche) die innerfamiliäre Übertragung des Eigentums zeitlich genau planen, um zur Erbschaftssteuer eben nicht veranlagt zu werden.
  • Rückbau ist aus unserer Sicht auch noch ein Thema: Wer nimmt selbigen vor, wenn die Betreiberfirma insolvent ist, wenn die Anlage abgeschrieben und aus anderen Gründen vom Betreiber aufgegeben wird? Noch perfider wird diese Problematik unter der Maßgabe, dass vielleicht nur ein einziger Landeigentümer, aus was für Gründen auch immer, während oder unmittelbar nach Beendigung der vertraglich vereinbarten Pachtzeit ohne weitere Verlängerung aussteigen will. Das ist schlichtweg nicht möglich, da Teile der Flächenanlage für sich genommen nicht rückgebaut werden (können).
  • Sicherlich schlägt das Herz eines jeden Landeigentümers in Anbetracht der exorbitanten Pachten höher, auch unter dem Aspekt, dass der Betreiber den Pachtvertrag auf lange Zeiträume, manchmal bis zu 30 Jahre, abschließen will, aber: Habt ihr euch schon mal überlegt, ob unser Euro heute in fünf, zehn oder fünfzehn Jahren noch den selben Wert hat? Inflation ist ja auch gegenwärtig ein Thema… und wird es bleiben…, mal abgesehen davon haben wir hier im Osten doch den letzten Geldtausch in Erinnerung, oder?…
  • Eine klare Benachteiligung werden jedoch all die Grundstückseigentümer erfahren, die ihr Wohngrundstück in unmittelbarer Nähe einer Flächensolaranlage veräußern wollen. Die Werte dieser Baugrundstücke reduzieren sich erheblich, ….wer will schon aus dem Fenster auf ein Meer an Solarzellen schauen.
  • Von der Flächensolar- oder Agrisolaranlage müssen Leitungen, oft kilometerlang, bis zum nächsten Einspeisepunkt über meist zahlreiche Flächen verschiedener fremder Eigentümer, die selbst von der Solaranlage in keinster Weise profitieren, verbunden mit der zwangsweisen Eintragung entsprechender Leitungsrechte (sogenannter Grunddienstbarkeiten) in Abteilung II der Grundbücher eben dieser Eigentümer, verlegt werden. Streitpotential ist auch hier vorprogrammiert…
  • Die neuerdings „Agri-Solar“ bezeichnete Errichtung von Solaranlagen, bei der eine weitere landwirtschaftliche Nutzung der Flächen auch nach Inbetriebnahme möglich sein soll, sehen wir als gestandener landwirtschaftlicher Betrieb gleichwohl differenziert. Die uneingeschränkte weitere Bewirtschaftung der Flächen ist jedenfalls eingeschränkt durch den Verbau von Ständeranlagen und die Solarzellen an sich, gleichwohl sorgen neuere Studien für die Erkenntnis, dass auch Erträge dieser Flächen aufgrund geänderter Licht-, Luft- und Niederschlagsverhältnisse leiden.
  • Und dass Biodiversität, heimische Tier- und Pflanzenwelt darunter nicht leiden, halten wir schlichtweg für ein Gerücht. Jagd im herkömmlich waidmännischen Sinne ist dann, wenn überhaupt, nur unter erschwerten Bedingungen möglich und bei zumeist vorgenommenen Festumzäunungen der Anlagen durch den Betreiber sowieso weitestgehend sinnlos. Es gehen Jagdflächen in Größenordnungen verloren…
  • Zu bedenken möchten wir auch geben, dass ein immer höherer Anteil von Strom aus wetterabhängigen und deshalb unzuverlässigen erneuerbaren Energiequellen (Sonne und Wind) ein immer größeres Risiko eines Blackouts mit katastrophalen Folgen für uns alle hat. Die meisten Solarstromanlagen werden zwar verbrauchernah an das dezentrale Niederspannungsnetz angeschlossen, es ist jedoch so, das mit immer massiverem Zubau von PV regional je nach Wetterlage Stromüberschüsse produziert werden, die dann logischerweise den Druck auf das sensible System immer weiter erhöhen. Zur Stabilisierung des Netzes und Vermeidung von Stromausfällen muss schon jetzt der Netzbetreiber immer öfter regulierend eingreifen (Redispatch 2.0) und gerät damit bereits gegenwärtig an seine Grenzen. Effektive Speichermöglichkeiten fehlen bislang – da ist sie wieder: die fehlende Infrastruktur…

Resümee/Statement von uns zum Thema: Alternative Energiegewinnung im Angesicht von Klimawandel und Umweltschutz ist richtig und ist sehr wichtig. Selbige dort anzusiedeln, wo ohnehin Kapazitäten vorhanden sind, wo ressourcenneutral eine Errichtung betrieben werden kann, die infrastrukturellen Erforderlichkeiten als ersten Schritt daran auszurichten, erfährt unsere vollste Unterstützung. Auch innerhalb unseres Flächenbestandes gibt es Potentiale, die durchaus sinnvoll diesbezüglich zur Verfügung gestellt werden können…

Wertvolles fruchtbarstes Ackerland jedoch kurzsichtig, unüberlegt, dem politischen Dogma folgend, ohne jegliche Weitsicht zu zerstören und der landwirtschaftlichen Produktion in der Region zu entziehen, ist Werteverlust, nimmt Arbeitsplätze, entzieht Biodiversität, raubt regionale Identität und widerstrebt den Grundsätzen der Nachhaltigkeit an sich.

Traditionelle, über Jahrhunderte gewachsene Strukturen werden unwiederbringlich zerstört.

Wir verwahren uns gegen diese Handlungsweisen, stellen uns auch in die Zukunft hinein einer geordneten, nachhaltigen, maßvoll konventionellen Betreibung der Landwirtschaft im Gebiet. In diesem Konsens konstruktive Lösungen mit den zahlreichen Errichtern und Betreibern von Flächensolaranlagen zu finden, sind wir bereit und werden zukunftsorientierter, erneuerbarer Energiegewinnung jederzeit offen gegenüberstehen und deren angemessene Positionierung im Kontext der Stromerzeugung befürworten.

 Komplex ist diese ganze Thematik, unsere Ausführungen offenbaren nur einen Bruchteil all der Fallstricke, ungeklärten Optionen, negativen Begleiterscheinungen und Folgen dieser aus unserer Sicht einseitig und in die falsche Richtung betriebenen Forcierung der Energiewende in unserem Land. Sehr sensibel, bedacht, verantwortungsvoll und fernab bloßen Profitdenkens sollte deshalb von allen betroffenen Landeigentümern diese Post der letzten Tage behandelt werden… Politische Leitbilder ändern sich und damit auch die jeweiligen Rahmenbedingungen, was heute Solar ist morgen vielleicht Wasserstoff oder, oder, oder…

Und dann kann es ganz schnell sein, dass der große Segen ganz plötzlich zum Fluch wird für den, der leichtfertig und schnell nur an das große Geld gedacht hat…