…so bunt, so schwierig, so bürokratisch, so widersprüchlich…

…aber auch so schön, so ursprünglich, so bodenständig, so sanft und manchmal überwältigend kann Landwirtschaft in heimischer Natur sein!

Es waren und sind schon emotionale Turbulenzen, durch die wir Landwirte in diesen Tagen, Wochen und Monaten gehen müssen. Die geplante Streichung von Steuerrückerstattungen (die fälschlicherweise immer wieder auch in der hohen Politik als Subventionen bezeichnet werden) scheint zu unseren ungunsten entschieden zu sein. Und dass es vielleicht auch der letzte Politiker noch begreift: Historisch entstanden ist die Mineralölsteuer, damals noch Petroleumszoll bezeichnet, bereits 1879 und wurde 1930 durch die Mineralölsteuer ersetzt. Zweckgebunden erhoben zum Ausbau der für den Betrieb der Kraftfahrzeuge notwendigen Infrastruktur in Form der Errichtung und der Erhaltung eines funktionierenden Straßennetzes, kam dann 1939 noch die Besteuerung von Dieselöl hinzu. Wir Landwirte nutzen in Bezug auf den Gesamtbetrieb unserer Fahrzeuge nur für einen geringen Teil der gefahrenen Kilometer das Straßennetz, DENN WIR FAHREN AUF DEM FELD, da gibt es keine Infrastruktur in Form eines Straßenverkehrsnetzes. Deshalb ist es einfach nur logisch, dass wir, genau wie bei der Einkommenssteuer, am Ende des Jahres zuviel gezahlte Dieselsteuer zurückerstattet bekommen,… auch irgendwie ein Auswuchs des Gleichheitsgrundsatzes und den finden wir im deutschen Grundgesetz, das ja für uns alle gleichermaßen gilt.

Tja, das müssen wir schon einmal feststellen an dieser Stelle: Lang ist unser „Internetsprachrohr“ still geblieben. Es sind halt sehr bewegte Zeiten, durch die wir alle gerade hindurchmanövrieren. Da muss man um jede Minute für prosareiche Berichterstattung kämpfen… Sei es drum, wir versuchen, sie uns trotzdem weiter zu nehmen, die Zeit, in der wir berichten von unseren Sorgen, unseren Nöten aber auch unseren Freuden und den zahlreichen einfach erlebenswerten Momenten draußen in der Natur bei unserer Arbeit in der heimischen Landwirtschaft.

Und wenn man genau hinschaut, sieht man sie auch schon, die ersten Boten des Frühlings: Die Winterlinge. Ihr strahlendes Gelb reflektiert in uns das Gefühl einer Art Aufbruchstimmung… Auf unseren Feldern hingegen ist es ja zur Zeit noch recht ruhig. Der viele Regen der vergangenen Wochen und Monate hat sie in einen Zustand versetzt, der nur sehr differenziert erste Arbeiten zulässt. Doch unsere Spritze, die war schon im Einsatz… vielleicht konnte sie der ein oder andere beobachten…

Ja, und auf unserem Betriebsgelände, da hat sich auch etwas getan. Wurden mit der Errichtung unseres neuen Tierwohl-Milchviehstalles Flächen versiegelt, ist es in der Folge nur um so logischer, dass wir für „neue Natur“ sorgen und Ersatz schaffen müssen. Wir haben begonnen, in der sogenannten Wiesenschlucht, unmittelbar hinter dem neuen Stall, Bäume zu pflanzen. Viele Bäume… der nasse Boden jetzt ist ideal. Wenn es uns dann gelingt und die verschulten Bäumchen am neuen Standort heimisch werden und anwachsen, werden schon in wenigen Jahren ordentliche Schattenspender dafür Sorge tragen, dass sich unsere Ladies in den Sommermonaten selbst überlegen können, ob sie im Stall im Auslauf oder auf der Weide, im Schatten der Bäume unterwegs sein wollen…

Apropos Auslauf: Der auf der Nordseite unseres neuen Tierwohlstalles wird schon rege genutzt von unseren Ladies. Die Tiere sind einfach neugierig und wenn der Futterfahrer oder das Milchauto auf dem Weg daran vorbei kommen, gibt es doch immer etwas Neues zu sehen. Und so rausgeputzt, modern, zeitgemäß, tierwohlgerecht und auch einfach schön anzuschauen sind wir stolz auf Haltungsstufe 4, von der wir uns ursprünglich entsprechend höhere Milchpreise und damit Erlöse erhofft hatten. Aber mitnichten: Die phänomenal hohen Preise aus den vergangenen 1-2 Jahren sind 1. wieder rückläufig und 2. ist es auch immer eine Sache von Nachfrage und Bedarf. Wenn es sich für die Industrie dann eben nicht rentiert, reine Milch aus Haltungsstufe 4 separat zu vermarkten, wird weiter nach Haltungsstufe 3 bezahlt… Jede Medaille hat eben zwei Seiten.

Unterstützt haben wir am vergangenen Freitag unsere Berufskollegen hier vor Ort. Ein Fahrzeugkorso mit zahlreichen Teilnehmern aus Landwirtschaftlichen Betrieben des Altenburger Landes, aber auch Vertreter von Handwerksbetrieben war erneut unterwegs, um sich hinsichtlich der von der Regierung entzogenen Dieselrückerstattung Gehör zu verschaffen. Diesmal führte der Korso direkt bei uns vorbei… auch wir haben dabei unsere Meinung klar zum Ausdruck gebracht.

Tja, vielleicht würde es ja helfen, wenn wir unserer Regierung mit dem brandaktuellen Schlagwort „Resilienzboni“ auf die Sprünge helfen. Wenn letztlich beim Agrardiesel so gar kein Kompromiss zustande kommt, vielleicht ist ja im Topf „Resilienzboni“ noch etwas auch für die Landwirtschaft übrig. Ihr fragt, was das ist? Hier die Erklärung: Mit diesen Boni sollen Preisdifferenzen zwischen Solar-Importen aus Fernost und den Modulen Deutscher Hersteller ausgeglichen werden. Da ist es doch im Umkehrschluss logische Konsequenz, dass auch wir Landwirte endlich einen angmessenen Ausgleich, eben Resilienzboni, von der Regierung erhalten müssten, um endlich auch die Preise unserer in Deutschland unter zahllosen Auflagen, mit immer größerem bürokratischem und finanziellen Aufwand hergestellten Agrarprodukte zum Dumpingpreisniveau des Auslands am Markt anbieten zu können. Den Ausgleich bekommen wir ja dann vom Staat…

Doch es gibt auch Erfreuliches zu berichten: Am vergangenen Donnerstag, dem 15.02.2024 war es endlich soweit. Wir konnten die auf dem Dach des neuen Milchviehstalls installierte Photovoltaikanlage in Betrieb nehmen, nachdem endlich das Anlagenzertifikat und die vorläufige Betriebserlaubnis vom Netzbetreiber MITNETZ vorgelegen haben. Angesichts der Dynamik, mit der unsere Regierung die Energiewende propagiert, ist es allerdings für den Errichter, also uns, schwer nachvollziehbar, dass der bürokratische „Rattenschwanz“ von der Genehmigung des Messkonzeptes unserer Anlage bis zur Inbetriebnahme immer noch viele, viele Monate dauert. Und… Infrastruktur fehlt, alle anderen Dächer unseres Betriebsgeländes müssen außen vor bleiben, weil, ja weil hier vor Ort keine weitere Einspeisekapazität vom Netzbetreiber zur Verfügung gestellt werden kann. Der nächste Einspeisepunkt liegt rund 10 km entfernt… und macht damit einen weiteren vernünftigen Ausbau von alternativer Energie vor Ort, nämlich auf all den Dächern unseres Betriebsgeländes, unwirtschaftlich.

Bleibt noch die Windenergie… Aber, so brachial, wie sie gerade zuletzt in unserer Region uns allen vor die Nase gesetzt wurde, kann das nichts mit geplanter, transparent vollzogener, nachhaltiger und effizienter Energiewende zu tun haben. Mal abgesehen davon, dass schon jetzt ein geordneter Rückbau von den damit befassten Stellen vorsichtig als „problematisch“ bezeichnet wird und selbst der Betrieb der Windräder wegen des für die Schaltstellen nach wie vor zum Einsatz kommendem SF6 (Schwefelhexalfluorid – das Gas ist ein ausgezeichneter Isolator) nicht unbedingt umweltfreundlich oder gar nachhaltig ist, bleibt darüber hinaus auch die nachweislich negative Auswirkung auf Mensch und Tier auf dem Tablett liegen… ohne auch nur irgendeine Berücksichtigung zu finden… vielleicht… ja vielleicht dann, wenn es (wie schon so oft in der Geschichte) zu spät ist…

Wir können uns noch daran erinnern, das Brückenbauten wegen einer Fledermaus nur mit strengsten naturschutzrechtlichen Auflagen weiter gebaut werden konnten, wir können uns auch erinnern, dass seltene Echsen- oder Krötenarten, Käfer oder sonstiges Getier oder simpel der Hamster es immer wieder geschafft haben, dass große Industrie- aber auch Wohnungsbau- und andere -projekte gestoppt oder abgeblasen wurden… nur, ja nur beim Windrad ist das anders: Fledermäuse dürfen dort sterben, deren zurückgehende Population und das ist erwiesen, hinterlässt eine Lücke im Ökosystem… Vögel, die nicht durch die Rotorblätter sterben, zeigen ein sogenanntes Meidungsverhalten auf, was wiederum Lücken im Ökosystem vor Ort nach sich zieht …Rehwild ist gestresst… leider ist auch das bereits wissenschaftlich belegt…

Die Windkraft als alternative Energiequelle zu verteufeln, liegt uns fern. Sie jedoch sinnvoll, überregional gezielt platziert zu planen und an geeigneten Standorten auch  im angemessen großen Verbund zu integrieren ist sinnvoll, wichtig und richtig. Die dezentrale, ökokapitalistische, übereilige, ungeplante Platzierung solcher Anlagen jedoch ausschließlich zur Befriedigung profiterer Gelüste einiger Weniger darf nicht das normale Prozedere in diesem Prozess werden. Wir alle haben nur diese eine Welt, denken derzeit wirklich alle daran, dass dies so ist?…

Und ein letztes Thema sei angesprochen: Die Regierung will uns entgegenkommen. Die Ausweisung von sogenannten Brachflächen soll fallen. Allerdings nicht ganz bedingungslos. Einzig der Anbau von sogenannten Leguminosen (Zwischenfrüchte wie Erbsen, Linsen, Bohnen, Lupine, Klee oder Luzerne gehören dazu) soll auf den bislang als Brache ausgewiesenen Flächen möglich sein. Für dieses Jahr kommt diese Entscheidung unter Umständen bei vielen Landwirtschaftsbetrieben zu spät… Doch auch diese eine Entscheidung kann über Jahre gewachsene Reglementierungen, überzogene Vorschriften, bürokratischen Wahnsinn und eine Überwachung die ihres Gleichen sucht, nicht relativieren. Darum müssen wir Landwirte dran- und wachsam bleiben, damit heimische Landwirtschaft sich wieder lohnt…

So, nun habt eine gute Zeit, schaut immer mal in die erwachende Natur, genießt sie und… bleibt neugierig und uns gewogen, schaut immer mal wieder rein.