… und noch so manch andere Wortkonstruktionen geistern in unserer Gegenwart durch alle Medientempel, egal ob visuell, geschrieben oder gesprochen, durch Politik und Wirtschaft, aber eben auch durch unseren ganz normalen Alltag. Alles soll und muss so schnell als möglich, am besten gestern, ressourcenneutral, erneuerbar, biodivers, ökologisch, klimaneutral und vor allen Dingen nachhaltig sein.

Es ist vollkommen richtig, sich sehr sensibel und trotzdem intensiv mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Wir haben nur diese eine Welt, wie wir alle wissen. Jedoch sollte ein kritisches Abwägen, ein wachsames Beobachten, ein fundiertes Hinterfragen in jedem Fall vor jeder absoluten Entscheidung der großen Politik stehen. Ob das gegenwärtig tatsächlich so praktiziert wird…können wir nicht vollumfänglich beurteilen, jedoch wagen wir es zu bezweifeln. Viel zu oft wird da im Sinne eines Schnellschusses der zweite Schritt vor dem ersten getan, meinen wir.

Nicht alle traditionellen Verfahren und althergebrachten Handlungsweisen sind falsch oder schädlich, nur weil sie alt sind. Mit offenen Augen im analytischen Prozedere einen gesunden Mix aus überliefertem und modernem Tun zu kreieren, ist dabei schon immer unser Credo gewesen, auf das wir bauen und welches sich bewährt hat in unserem konventionell-nachhaltigen Landwirtschaftsbetrieb.

Doch nun zurück zum Schnellschuss der Politik unserer Tage, ein Beispiel: Wie ihr wisst, betreiben wir bereits seit 2012 eine Biogasanlage mit großem Erfolg. Sie ermöglicht es uns seitdem, relativ autark, also unabhängig von anderen Energiequellen, unseren Landwirtschaftsbetrieb hier am Standort betreiben zu können und darüber hinaus auch noch Strom, den wir selbst nicht benötigen, ins Netz einzuspeisen. Den Strom gewinnen wir aus der Gülle unserer Rinderhaltung und aus Biomasse des eigenen Pflanzenbaus, …eben im Sinne einer äußerst effektiven Kreislaufwirtschaft, so, wie wir sie im Sinne des Leitbildes unseres Betriebes schon seit vielen Jahren hier in Ziegelheim am Standort betreiben, denken, weiterentwickeln, vervollkommnen und fortschreiben.

Der Strom, den wir einspeisen, kann jetzt schon nicht durchgängig vom Netzbetreiber abgenommen werden. Es fehlt schlichtweg Infrastruktur, die ab-, um- und weiterleitet oder speichert. Die zum 01. Juni 2022 gesetzlich vorgeschriebene Einführung von „Redispatch“ ((zu deutsch: vom Netzbetreiber gesteuerte Eingriffe in die Erzeugungsleistung von Kraftwerken (Biogas-, Photovoltaik-, Wasserkraft- und alle anderen Stromerzeugungsanlagen), um Leitungsabschnitte vor Überlastung zu schützen)) funktioniert nach großen Anfangsschwierigkeiten, verbunden mit zahlreichen Aus- und Störfällen, ganz allmählich so wie sie soll, zumindest bei uns im Betrieb. Die verpflichtende Kommunikation dazu hingegen zwischen Netz-bzw. Anlagenbetreiber und Direktvermarkter ist nach wie vor nicht zufriedenstellend, der Datenabgleich funktioniert nicht bzw. ist fehlerhaft, die Erfassung und Gutschrift vergütungspflichtiger Ausfallzeiten des Netzbetreibers wird mit der vorhandenen digitalen Infrastruktur zum Marathon, dessen Ende (noch) nicht in Sicht ist.

Wenn dann unsere weiteren Bestrebungen und Überlegungen zum Thema erneuerbare Energien schon daran scheitern, dass notwendige Einspeisekapazitäten für Strom, den wir sehr gern über eine Photovoltaikanlage, errichtet auf all unseren Dachflächen des Betriebsstandortes, gewinnen würden, fehlen, ist das nicht nur schade, sondern wohl auch jahrzehntelanger Fehlentwicklung infrastrukturieller Maßnahmen der politischen Gremien geschuldet. So, wie man ein Pferd sprichtwörtlich eben nicht von hinten aufzäumen kann, geht es schlechterdings auch nicht, dass man die Errichtung von Anlagen zur Gewinnung erneuerbarer Energien fördert, obgleich nicht nur die Produktionskapazitäten fehlen, sondern darüber hinaus auch die Abnahmeinfrastruktur.

…und um an dieser Stelle zum Thema auch gleich nochmal über den Tellerrand zu schauen: Elektromobilität, auch so ein Schlagwort unserer Tage. Wenn sie wirklich so kommt, wie es Politik und Wirtschaft derzeit prognostizieren und willentlich bekunden, dann bleibt nur zu hoffen, dass recht bald das entsprechende Know-how und die Logistik zum Recyceln der immens anfallenden Mengen an Altbatterien bereitgestellt wird. Lösungsansätze hierzu gibt es bisher kaum, bzw. nur sehr mangelhaft oder gar nicht.

…abschließend erschließt sich auch nicht, wie diese von der Politik allseits propagierte weltweite Klimaneutralität mittels Elektromobilität denn Wirklichkeit werden soll, wenn insbesondere in den Regionen (außerhalb Europas), in denen der Abbau notwendiger Materialien für die (Auto-)batterieherstellung (Lithium, Aluminium, Mangan, Eisen, Kobalt, Nickel, Kupfer, Graphit und besonders auch Silizium) unter vielfach erschwerten Bedingungen betrieben wird, Umwelt- und Naturschutz im politischen ABC Fremdwörter sind…

Wir beobachten jedenfalls weiter, werden als nachhaltig wirtschaftender konventioneller Landwirtschaftsbetrieb dran bleiben, in unserem betrieblichen „Mikrokosmos“ das nach Kräften umsetzen, was dem Umwelt- und Naturschutz sowie der Nachhaltigkeit in unserem Betrieb und natürlich über dessen Grenzen hinaus nachvollziehbar und wirklich dienlich ist… und hoffen, dass es im großen (Welt-)getriebe für den ersten Schritt vor dem zweiten noch nicht zu spät ist..