…da sind wir doch von unserem Rundgang auf der Baustelle glatt nochmal abgebogen in den Stall. Gerade das Futter frisch rangeschoben herrscht dort eine ganz ruhige, entspannte Atmosphäre. Sie fühlen sich wohl, unsere Ladies. Genüsslich  stecken sie ihre Köpfe ins Futter und genießen den Tag. Ein paar Sperlinge beobachten das Treiben aus nächster Nähe und wenn es passt, wird bei den Ladies schon mal mit genascht. Und in der Abteilung, wo man darauf wartet, dass sich bald der Nachwuchs bemerkbar macht, haben es sich alle gemütlich im frischen Strohbett gemacht. Mit viel Glück kann man dann live miterleben, wenn so ein kleines Bündel putzmunteren Lebens wieder das Licht der Welt erblickt. Immer wieder ein Wunder der Natur, so ein Kälbchen, an dem alles dran ist, dass nur wenige Stunden nach der Geburt, wenn auch noch wackelig, so doch schon recht neugierig auf den eigenen vier Beinen steht und mit der Suche nach der „Tankstelle“ bei Mama die Welt, in die es soeben hineingeboren worden ist, erkunden will.

Übrigens: Kühe sind nicht dumm! So schnell man geflügelte Worte wie: „Dumme Kuh!“ oder „Blödes Rindvieh!“ auf den Lippen hat, wenn man sich über jemanden so richtig geärgert hat, genauso schnell sollte man es auch wieder vergessen. Es ist wissenschaftlich belegt, dass Rinder (das ist übrigens der „Oberbegriff“ für männliche und weibliche „Kühe“) ein Langzeitgedächtnis haben. Sie erinnern sich beispielsweise zeitlebens an positive oder negative Ereignisse, erkennen ihre Artgenossen immer wieder und wenn es drauf ankommt auch einen Menschen, der ihnen unsymphatisch ist oder mit dem sie eine schlechte Erinnerung verbindet. Da über viele Jahrhunderte schon vom Menschen domestiziert, also zum Haustier entwickelt, sind Kuscheleinheiten bei einigen Rindern beliebt und werden sich gern beim Menschen „abgeholt“, sobald dieser in die Nähe kommt.

Es gibt innerhalb einer Herde eine sehr strukturierte Rangordnung mit Freunden und es gibt innerhalb einer Herde aber auch Tiere, die sich mehr oder weniger aus dem Weg gehen weil sie sich schlichtweg nicht „erriechen“ können. Apropos: hat das Rind einen ausgezeichneten Geruchssinn und kann damit Gerüche aus bis zu 10 km Entfernung wahrnehmen. Und, was auch verblüfft: Rinder können uns Menschen „verstehen“! Sie sind überaus soziale Wesen, die in der Lage sind, bis zu 50 ihrer Artgenossen wieder zu erkennen, einige sind extrem klug, andere verstehen und lernen langsamer, genau, wie bei uns Menschen. Gern stellen sie sich immer wieder zu ihren „Freunden“ auf die Weide, oder liegen wiederkäuend oder einfach ruhend neben ihnen.

Darüber hinaus hat jedes Tier seinen ganz eigenen Charakter, mit ganz unterschiedlichen Merkmalen.

Auch noch etwas, was man nicht vermuten würde: Rinder sind kurzsichtig. In der Nähe erkennen Sie nur verschwommene Konturen von uns. Erst in der Ferne wird ihr Bild, was sie von uns wahrnehmen, schärfer. Darum ist es ganz wichtig, dass man hektische Bewegungen beim Umgang, nicht nur mit unseren Ladies und deren Nachwuchs, vor allem in unmittelbarer Nähe, vermeidet. Das Sehvermögen enthält Rezeptoren für blau und grün, im Rot-Bereich hingegen ist das Sehvermögen der Rinder minimalistisch ausgeprägt, rot selbst erkennen sie überhaupt nicht. Aber dafür haben sie den fast perfekten Rundblick. Sie können nämlich 330 ° rundum erfassen, ohne den Kopf bewegen zu müssen, während nur 30° im Verborgenen bleiben.

So weit für heute unser kleiner Ausflug in das Reich der Rinder, von denen das weibliche Kuh, das männliche Bulle oder Stier, der kastrierte Bulle Ochse, das zuchtreife Rind, was noch nicht gekalbt hat, Kalbin oder Färse und der Nachwuchs Kalb heißen. Na, wieder was dazu gelernt?…  dann sind wir ja unserem uns selbst auferlegten Bildungsauftrag gerecht geworden. In diesem Sinne eine schöne Zeit, bis demnächst wieder hier an dieser Stelle mit all den verschiedenen Fasetten unseres Betriebes, die wir in abwechselnder Reihe vorstellen und euch näher bringen wollen! Bleibt uns gewogen… und tschüs!